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So helfen wir uns:
Wenn Sie ein oder mehrere Kinder bis zum Alter von 18 Jahren verloren haben (ob durch Frühtod, Fehlgeburt, Totgeburt, plötzlicher Kindstod, Krankheit, Suizid, Unfall, Gewaltverbrechen) können Sie Ihre Erfahrungen mit anderen betroffenen Müttern und Vätern teilen. Wir wollen lernen, mit dem schmerzlichen Verlust unseres(r) Kindes(r) zu leben, um ihn möglicherweise eines Tages als einen Teil unserer eigenen Lebens-geschichte annehmen zu können. In einer Atmosphäre des Vertrauens und der Geborgenheit können Sie Ihren persönlichen Weg durch die Trauer finden.
EINLADUNG
E rinnerung
R uhe finden
I n der gemeinsamen Liebe zu ihnen
N och einmal ihren
N amen sagen, ihn hören
E in Klang, der unsere Herzen bewegt
R eichen wir uns die Hände
U m gemeinsam die Nähe zu spüren
N ähe von unseren
G eliebten Kindern
Wir treffen uns:
Vierzehntägig, jeweils Donnerstags, von 20.00 bis 22.00 Uhr
im Schüler & Studenten Zentrum, Pettenkoferstr. 9, 83022 Rosenheim
Trauer- und Gruppenbegleiter/In:
Sigrid und Dirk Scholz, Loisachstr. 2, 83026 Rosenheim
Tel.: 08031 / 68558
Email: sigriddirkscholz@t-online.de
Wir möchten Ihnen Mut machen zum wertvollen Leben, auch mit dem Verlust Ihres(r) Kindes(r). Es ist möglich, die Trauer in kleinen Schritten in eine kostbare Erinnerung umzuwandeln. Dies können wir Ihnen nach langjähriger Trauererfahrung und -begleitung versprechen.
Es weht der Wind ein Blatt vom Baum,
von vielen Blättern eines.
Das eine Blatt man merkt es kaum,
denn eines ist ja keines.
Doch dieses eine Blatt allein
war ein Teil von unserem Leben.
Darum wird dieses eine Blatt allein
uns immer wieder fehlen.
Hermann Hesse
Zu unseren Personen:
Sigrid Scholz Dirk Scholz
- seit 1989 betroffene Mutter - seit 1989 betroffener Vater
- seit 2001 Trauer- und Gruppenbegleiterin - seit 2001 Trauer- und Gruppenbegleiter
- 28 Jahre als Kindergärtnerin tätig Ausbildung:
- seit 2004 pädagogische Fachkraft für Gestaltung - Akutbetreuung/Krisenintervention
bei der Schülerarche Schloßberg - Trauerbegleitung
Ausbildung:
- Ehrenamtliche Klinikseelsorgerin
- Akutbetreuung/Krisenintervention
- Trauerbegleitung
Weiterbildung:
- Hospizgrundseminare zum Thema: "Sterben und Tod"
- Erfahrungen in einer Jahresgruppe systemische
Familienaufstellung bei Dr. Eva Rachor-Waldeck
Wir danken allen Spendern, die unsere ehrenamtliche Tätigkeit bisher unterstützt haben. Ohne sie wäre es nicht möglich, unsere Arbeit in diesem Umfang zu leisten.
Gefördert durch die gesetzlichen Krankenkassen und ihre Verbände in Bayern.
Verwaiste Eltern – was ist das?
Cirka 20.000 Kinder und junge Erwachsene sterben jährlich. Kinder sterben durch Krankheiten, Unfälle, Gewaltverbrechen oder scheiden aus dem Leben, an dem sie verzweifeln. Zurück bleiben Väter, Mütter, Geschwister, Familien, die in den Grundfesten ihres Seins, ihrer Persönlichkeit und ihrer sozialen Belange erschüttert werden. Persönlichkeit und Familienstruktur geraten aus dem Gleichgewicht und müssen neu gefunden werden.
Der Tod eines Kindes bedeutet Familienkrise – und zwar langfristig. Männer trauern anders als Frauen, Erwachsene anders als Kinder oder Jugendliche. Diese Unterschiede erzeugen Enttäuschung und Unverständnis: Nicht selten zerbrechen Partnerschaften.Trauende Geschwister leiden neben ihrem eigenen Verlust vor allem unter der Trauer der Eltern. Untersuchungen haben erschreckend deutlich gemacht, wie viele psychische und körperliche Erkrankungen im Zusammenhang mit frühen Traumata durch den Tod eines nahen Menschen stehen.
Hier setzt die Arbeit der Verwaisten Eltern an: Sie unterstützen den Einzelnen, aber auch die ganze Familie. Trauernde sind „seelisch Schwerverletzte“. Um wieder heil zu werden, brauchen Sie Hilfe und Unterstützung. Was die Gesellschaft mit ihren hohen Anforderungen an Leistungsfähigkeit, Unkompliziertheit und Fröhlichkeit immer weniger zu leisten vermag – wird zunehmend von den Trauernden gesucht in den bundesweit 500 Gruppen der Verwaisten Eltern. In diesen Gruppen finden Betroffenenden Schutzraum, in dem Trauer, Schmerz, Sehnsucht, Wut – das ganze Leid zugelassen werden darf, bis der Schmerz sich wandelt in Hoffnung.
Willkommen in unserer Gruppe
Empfehlungen für den Besuch unserer begleiteten Selbsthilfegruppe:
Die offene, begleitete Selbsthilfegruppe "VERWAISTE ELTERN ROSENHEIM" ist jederzeit für neu betroffene Mütter und Väter zugänglich. Dadurch ergibt sich immer wieder eine wechselnde Zusammensetzung der Gruppe. Es entsteht aber auch eine bleibende Gemeinschaft, die gerade durch die regelmäßige Teilnahme an der Gruppe wächst.
Für ein gutes Gelingen des Abends sind folgende Voraussetzungen wichtig:
Freiwilligkeit
Die Teilnahme und die Beteiligung an den Gruppengesprächen ist immer freiwillig.
Gegenseitige Achtung und Respekt
Wir versuchen, uns in unserer unterschiedlichen Trauer und vor dem Hintergrund der jeweiligen Lebensgeschichte zu akzeptieren.
Vertraulichkeit
Die Teilnehmer der Gruppe müssen die Gewissheit haben, dass alles, was in der Gruppe besprochen wird, der Schweigepflicht unterliegt. Diese Vertraulichkeit ist die wichtigste Grundlage unserer Gruppenarbeit.
Pünktlichkeit
Pünktlichkeit sollte selbstverständlich sein, da der gemeinsame Gruppenabend meist mit einem Ritual beginnt.
Verbindlichkeit
Wir empfehlen Ihnen, die Gruppe mehrere Male zu besuchen. Wenn Sie nicht mehr teilnehmen können, wäre eine Nachricht hilfreich, um die anderen Teilnehmer zu informieren.
Verabschiedung aus der Gruppe
Wenn Sie sich aus der Gruppe verabschieden wollen, wäre es schön, uns dies vorher mitzuteilen, damit ein Ritual (wie bei der Begrüßung) durch die Gruppenbegleiter stattfinden kann.
Schlussgedanke
Manchmal verlässt uns ein Kind,
das den Ruf von drüben
lauter vernommen hat
als die Stimme ins Leben.
Es schließt seine Augen und taumelt davon
wie ein Schmetterling, taumelt zurück ins Licht
und lässt uns allein mit den Fragen,
ohne Antwort über den Sinn all des Begonnenen,
das uns unvollendet erscheint.
Lässt uns zurück mit einer Hoffnung,
die sich nicht erfüllt,
eine Knospe, die welkte,
ohne zu blühen.
Lässt uns zurück und lehrt uns,
dass die Antwort auf unsere Fragen
machmal nur heißen kann:
"JA."
Ruth Rau
Wenn wir sterben, soll nicht am Ende ein Fragezeichen stehen, sondern einfach ein Punkt. Wir haben in der Kürze der Zeit Zeit genug, wenn wir sie uns schenken. Auf unserer Gruppenkerze steht hinter jedem Namen unserer toten Kinder auch ein Punkt.
Der Weg aus der Trauer führt durch die Trauer. Trauern heißt sich trauen.
"HELFERHERZEN" - Der dm-Preis für Engagement: Die Gruppenbegleiter der Verwaisten Eltern Rosenheim gehören zu den Preisträgern 2014!
Die dm-Drogeriemarkt-Kette rief im Frühjahr gemeinsam mit ihren Partnern Naturschutzbund Deutschland e.V., Deutscher Kinderschutzbund Bundesverband e.V. und Deutsche UNESCO-Kommission e.V. zur Teilnahme an der Initiative "Helferherzen" auf. 9.175 Menschen in ganz Deutschland folgten diesem Aufruf und schlugen ehrenamtliche Helfer oder Organisatioren vor oder reichten ihre Projekte ein. Über die Sommermonate tagten die Juroren deutschlandweit und wählten mehr als 1.100 Engagierte und Intitiativen aus, die mit dem dm-Preis gewürdigt wurden. Dazu standen 1,1 Millionen Euro zur Verfügung. Damit wollten die Veranstalter ihre Wertschätzung zeigen und die gesellschaftlich wertvolle Leistung dieses Ehrenamtes auszeichnen. Wir bedanken uns herzlich für den Preis bei den Organisatoren. Es ist eine großartige Sache, das Ehrenamt in Deutschland auf diese Weise hervorzuheben.
"Weiterleben nach dem Tod des eigenen Kindes - ist das möglich?" Abdruck eines Artikels aus der Zeitschrift "Selbstbewusst",
Selbsthilfezeitung der Region Rosenheim, Ausgabe 03/2015
Diese Frage stellte uns eine Mutter, die mit ihrem Mann und uns am Grab ihres Sohnes stand. Er war im Alter von 17 Jahren durch Suizid gestorben. Wir führten ein Erstgespräch. Das bieten wir immer an, bevor die betroffenen Eltern zu uns in die Gruppe kommen. Unsere Antwort darauf lautete: „Ja, es ist möglich, ein selbst bestimmtes und wertvolles Leben mit einem toten Kind zu führen. Auch wenn das im Moment ihre Vorstellung übersteigt. Aber bist es soweit ist, muss ein weiter und schwerer Weg gegangen werden, der viel Zeit und Energie in Anspruch nimmt.“
Jährlich sterben in Deutschland rund 20.000 Kinder und Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr. DieTodesarten sind unterschiedlich: Frühtod, Fehl- und Todgeburt, plötzlicher Kindstod, Krankheit, Unfall, Suizid und Gewaltverbrechen.
Die betroffenen Eltern sind traumatisiert und müssen jetzt ihren persönlichen Trauerweg beginnen. Dabei entscheiden sie selbst, ob und wie sie trauern wollen. Offensiv, indem sie sich ihrer Trauer stellen und sich mit ihr auseinander setzen und dazu Zuhörer benötigen oder defensiv, indem sie sich zurückziehen und alles mit sich alleine ausmachen.
Die Eltern, die zu uns in die Selbsthilfegruppe kommen, trauern offensiv. Natürlich trotzdem sehr unterschiedlich von der Intensität her, aber diese Grundtendenz ist immer erkennbar.
Wir sind selbst betroffene Eltern. Unsere einzige Tochter verstarb durch einen Unfall vor 26 Jahren. Unser Trauerweg führte uns damals sofort in eine Selbsthilfegruppe der Verwaisten Eltern. Wir machten selbst die Erfahrung, wie unterstützend und hilfreich so eine Gruppe sein kann. Vor fast 15 Jahren haben wir selbst eine neue Gruppe gegründet und begleiten seitdem die Gruppenangehörigen. Wir sind ausgebildete Akuthelfer und Trauerbegleiter. Bisher haben wir die Eltern von weit über 100 toten Kindern begleitet.
Die Trauer um ein totes Kind ist eine sehr spezielle Trauer, weil dieser Verlust von nicht betroffenen Menschen nicht nachvollziehbar ist. Sie können es sich einfach nicht vorstellen, was mit diesen betroffenen Eltern passiert. Der Grund dafür ist sicherlich in der besonderen Beziehung, die Eltern zu ihren Kindern haben, zu suchen. Eltern lieben ihre Kinder nicht nur, sondern stehen ihnen gegenüber auch in einer großen Verantwortung. Diese ist größer als gegenüber anderen Familienangehörigen. Daraus resultiert jetzt dieser maximale Verlust. Die Folgen sind nicht nur die gesamte Palette der Trauergefühle, sondern sehr oft auch die Erkenntnis, schuldig oder mitschuldig am Tod des eigenen Kindes zu sein. Das gilt auch dann, wenn dafür eigentlich gar keine rationale Grundlage vorhanden ist.
Während des Trauerprozesses kommt alles auf den persönlichen Prüfstand: Die Partnerschaft, die Restfamilie, die Freunde, die Arbeit und letztlich die eigene Person. Das kann schwerwiegende Folgen haben.
Den Tod von einem Kind verarbeitet man nicht in einem Jahr oder in zwei oder drei Jahren. Das dauert länger und ist natürlich individuell sehr verschieden. Es ist der Preis der Liebe, den betroffene Eltern bezahlen müssen. Aber nach einem Jahr – mehr bekommt man von der nicht betroffenen Öffentlichkeit nicht zugebilligt – ist es noch nicht vorbei. Zeit heilt eben keine Wunden. Zeit hilft uns nur zu lernen, mit dem Unerklärbarem zu leben.
In unserer Selbsthilfegruppe bleiben die Gruppenangehörigen stets in ihrer eigenen Verantwortung. Da jedeTrauer verschieden ist und auch unterschiedlich gelebt werden muss, gibt es keinen „Königsweg“. Jeder muss seinen eigenen Trauerweg finden. Diesen Prozess unterstützen wir in unserer Gruppe, da wir nur betroffene Eltern einladen. So haben alle die gleiche Voraussetzung. Es bedarf im Gespräch keiner Erklärungen und Rechtfertigungen, man spricht und wird sofort verstanden. Das ist das Band der gemeinsamen Trauer. Es wirkt immer.
Jeder kann Eltern, deren Kinder gestorben sind, unterstützen, wenn er dabei einige Grundregeln beachtet: Aktiv zuhören, nicht unterbrechen, ausreden lassen. Da sein und „AUSHALTEN“. Niemals versuchen, etwas zu lösen oder kleiner zu machen. Diese Trauer ist jetzt nicht lösbar und wird auch mit den bekannten Sprüchen nicht leichter, wie zum Beispiel: „Das wird schon wieder!“ „Du hast ja noch andere Kinder!“ „Du kannst ja noch Kinder bekommen!“ „Die Zeit heilt alle Wunden!“ „Das Kind war doch krank oder behindert.“ Solche Sätze sind Gift für die trauernden Eltern.Sie fühlen sich klein gemacht und nicht ernst genommen. Je mehr Zeit nach dem Tod eines Kindes verstrichen ist, desto drängender wird die Forderung der Umwelt, endlich wieder „normal“ zu werden. Das ist aber nicht mehr möglich, dazu war der Verlust zu einschneidend. Trauernde Eltern werden nicht mehr, wie sie einmal waren, auch nicht beim positivsten Verlauf ihres Trauerweges. Reden sie mit betroffenen Eltern auch nach mehreren Jahren über ihre toten Kinder. Sie brauchen das, weil diese Kinder ja in ihnen und ihren Erinnerungen weiterleben. Es tut ihnen gut. Haben sie keine Angst, dass sie etwas „aufreißen“ können. Die Trauer ist sowieso da und bleibt es auch. Jedenfalls noch ein gewisser Rest. Das ist gut so und richtig. Wie schrieb schon Sigmund Freud nach dem Verlust seiner Tochter an einen Freund:
„Man weiß, dass die akute Trauer nach einem solchen Verlust ablaufen wird, aber man wird ungetröstet bleiben, nie einen Ersatz finden. Alles, was an die Stelle rückt und wenn es sie auch ganz ausfüllen sollte, bleibt doch etwas anderes. Und eigentlich ist es recht so. Es ist die einzige Art, die Liebe fortzusetzen.“
Sigrid und Dirk Scholz
Trauerbegleiter VerwaisteEltern Rosenheim
Ein Tod zur Unzeit - 15 Jahre Selbsthilfegruppe Verwaiste Eltern Rosenheim - Abschrift aus einem Zeitungsartikel der Regionalzeitung ECHO vom März 2016
Das Schlimmste, was Eltern passieren kann, ist am Grab ihrer eigenen Kinder zu stehen. Mit dem Tod ihrer Kinder beginnt ein langer und schwieriger Trauerweg. Da Tod und Trauer immer nochein Tabuthema in unserer auf Erfolg und Problemlösung ausgerichteten Gesellschaft sind, begleiten Sigrid und Dirk Scholz in ihrer Selbsthilfegruppe diese Eltern. Sie sind selbst betroffene Eltern und ausgebildete Trauerbegleiter.
332 Gruppenabende undTreffen fanden bisher statt, woran 3.069 betroffene Eltern teilnahmen. Das waren im Schnitt pro Gruppenabend 9 Teilnehmer. 131 betroffene Mütter und Väter wurden in der Selbsthilfegruppe begleitet. Sie sind die Eltern von 115 toten Kindern.
Verwaiste Eltern heißt aber nicht nur alle 14 Tage Gruppenabend, sondern auch unzählige Kontaktaufnahmen mit betroffenen Eltern, Akutbetreuung, Erstgespräche, Beratungen, Vermittlungen und Einzelbegleitungen.
Das Einzugsgebiet ist dergesamte Landkreis Rosenheim und angrenzende Landkreise.
Besonders wichtig ist den Gruppenbegleitern die Vernetzung und Kontaktpflege mit allen Institutionen, die sie zur Erfüllung ihrer Aufgabe benötigen. Hier sind zu nennen: Selbsthilfekontaktstelle Rosenheim, Trauernetzwerk Rosenheim, Verwaiste Eltern München, Verwaiste Eltern Deutschland, Notfallseelsorge und KIT Landkreis Rosenheim, evangelische Kirche, Klinikum Rosenheim.
Den Erfolg ihrer Gruppe führen beide auf die klaren Strukturen zurück, die sie dieser gegeben haben: Die Gruppe ist nur für verwaiste Eltern offen, die ein Kind bis zum 18.Lebensjahr verloren haben. Nicht für Eltern älterer Kinder, wobei es durchaus Ausnahmen gibt, nicht für Großeltern, Geschwisterkinder, Verwandte oder Freunde. Sie sind davon überzeugt, dass nur die gleichen Grundvoraussetzungen bei den Gruppenteilnehmern tiefe und intensive Gespräche und damit einhergehend Entwicklungsprozesse in der Trauer ermöglichen. Insbesondere geht es hierbei um die Gewährleistung der Intimität der betroffenen Eltern durch die Schaffung eines geschützten Raums.
Besonders arbeitsintensiv sind zwei spezielle Treffen in jedem Jahr. Das ist im Juni ein Lichterritual am Innspitz, bei dem selbst gebaute Trauerboote mit einer Kerze dem Wasser übergeben wurden, als symbolische Verbindung zwischen den Eltern und ihren toten Kindern. Letztes Jahr mit über 50 Teilnehmern. Außerdem noch der Weltgedenktag für alle verstorbenen Kinder im Dezember, 2015 mit 60 Teilnehmern. Hier trafen sich alle wieder: Gruppenangehörige und Ehemalige, Geschwisterkinder, Nachfolgekinder, Verwandte, Freunde. Für jedes tote Kind wird bei dieser Andacht eine Kerze angezündet und ein ganz spezieller Satz zu diesem Kind und seiner Familie gesagt. Die Geschwister- und Nachfolgekinder schicken dann mit viel Freude unendlich viele bunte Seifenblasen zu den Sternenkindern. Danach bleibt immer wieder die Erkenntnis: Die Arbeit hat sich gelohnt, Trauerbegleitung ist keine Einbahnstraße, es kommt viel zurück von den verwaisten Eltern.
Wichtig ist es ihnen zu vermitteln, das man zwar als betroffene Mutter oder Vater aus der Zeit gefallen ist, aber es möglich ist, ein wertvolles und selbst bestimmtes Leben – auch mit einem toten Kind – zu führen. Dazu muss sich die Trauer in kostbare Erinnerung verwandeln. Auch wenn man nie ganz getröstet sein wird, aber, das ist der Preis der Liebe.
Sigrid und Dirk Scholz
Beim Tod eines Kindes zur Stelle / Landkreis ehrt Selbsthilfegruppe "Verwaiste Eltern Rosenheim" mit Sozialpreis - Abschrift eines Zeitungsartikels aus dem Oberbayerischen Volksblatt vom 27.11.2018
Rosenheim - So mucksmäuschenstill, wie es bei der Verleihung des Sozialpreises des Landkreises Rosenheim in diesem Jahr war, ist es selten im großen Sitzungssaal des Rosenheimer Landratsamtes. Mit "Verwaiste Eltern Rosenheim" wurde eine Selbsthilfegruppe geehrt, die sich eines gesellschaftlichen Tabuthemas annimmt. Stellvertretender Landrat Josef Huber würdigte in seiner Rede, dass die Preisträger für Menschen da seien, die sich in einer besonderen Ausnahmesituation befinden: "Es ist eine Situation, die man keinem Menschen wünscht. Es ist eine Situation, an der Familien und Menschen zerbrechen können, denn wenn das eigene Kind stirbt, dann gibt es nichts, was diesen Schmerz lindern kann."
Auf das Außergewöhnliche an diesem Ehrenamt machte die Geschäftsstellenleiterin des Jakobus-Hospiz-Vereins Rosenheim, Barbara Noichl, in ihrer Laudatio aufmerksam: "Dirk und Sigrid Scholz haben sich nicht bewusst für ein Ehrenamt entschieden. Sie hätten sich lieber ein normales Leben gewünscht, als Mama und Papa für ihre Tochter. Alles schien positiv zu verlaufen, und dann kam es ganz anders." Tochter Mirjam starb mit acht Jahren, weil sie versehentlich den Deckel eines Filzstiftes verschluckt hatte.
"Die Eltern fielen in ein unendlich großes Loch. Ein Zustand, der bis heute nicht überwunden ist", fuhr Barbara Noichl fort. "Diejenigen, die selbst betroffen sind, wissen von dieser ungeheuren Erschütterung." Die Preisträger stellten sich der Trauer, lange Jahre, dann wollten sie aktiv werden. Dirk und Sigrid Scholz ließen sich auf eigene Kosten zu Gruppenleitern ausbilden, um eine Selbsthilfegruppe leiten zu können. Zudem wurden sie Akuthelfer. Das heißt, sie helfen Eltern, die ein Kind verlieren, schon vor dessen Beerdigung.
Das Ehepaar Scholz gründete die Selbsthilfegruppe "Verwaiste Eltern Rosenheim" im Jahr 2001. Seitdem leiteten die beiden 416 Gruppenabende und begleiteten 149 Elternteile, die um 138 tote Kinder trauern. "Wir sind froh, dass es diese Gruppe in Rosenheim gibt, das ist nicht selbstverständlich", sagt Noichl. Direkt an das Ehepaar Scholz gewandt fuhr sie fort: "Wie gut, dass Eure eigene Tochter Euch so motiviert hat, sich zu engagieren. Seit fast 30 Jahren trauert Ihr um sie. Mirjam wäre heute 37 Jahre alt. Sie würde sagen, das habt ihr wirklich gut gemacht."
Nach der Ehrung bedankte sich Dirk Scholz: "Es ist ein gutes Gefühl, hier zu stehen, gesehen und beachtet zu werden." In großer Offenheit berichtete er von seinen Erfahrungen: "Die Trauer ist etwas Besonderes, weil das Umfeld die Trauer nicht nachvollziehen kann. Man denkt immer, schuldig oder mitschuldig am Tod zu sein, auch wenn es dafür keinen Grund gibt. Es ist der Preis der Liebe, den Eltern bezahlen."
In Deutschland sterben jedes Jahr rund 20 000 Kinder und Jugendliche, die das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Die Gründe sind vielfältig: Todgeburt, plötzlicher Kindstod, Krankheit, Unfall, Suizid oder Gewaltverbrechen. Zurück bleiben Väter, Mütter und Geschwister, die sich neu finden müssen. "Es gibt keinen Königsweg, jeder muss seinen Weg der Trauer finden", sagte Scholz.
Der Sozialpreis des Landkreises wird durch den Kreisausschuss verliehen. Er ist mit 5000 Euro dotiert und soll ein sichtbares, äußeres Zeichen des Dankes und der Anerkennung sein für beispielhaftes Handeln im sozialen Bereich, das oft unbemerkt von der Öffentlichkeit im Dienst des Menscher erbracht wird.